Emsdettener Kunstverein e.V.

Matthias Weischer, Lara de Moor, Rezi van Lankveld, Kiki Kolympari, David Benforado, Erwin Bohatsch, und Caitlin Lonegan

WO MAN SICH TRIFFT

03. September 2023 – 15. Oktober 2023

Vom 03. September 2023 – 15. Oktober 2023 zeigt der Emsdettener Kunstverein die Ausstellun "WO MAN SICH TRIFFT" - eine Gruppenausstellung von internationalen Malerinnen und Malern.

Ausgehend von der Konzeption eines Gemäldes als Ort der Begegnung lassen sich unterschiedliche Ansätze in dieser international besetzten Gruppenausstellung beobachten. Die Schau untersucht die verschiedenen Arten, wie zeitgenössische Malerinnen und Maler Begegnungen inszenieren; sei es in einem imaginären oder abstrakten Sinne. Einige regen durch eine figurative Szene mit menschlichen Silhouetten oder durch die Schaffung eines gastfreundlichen Interieurs die Vorstellungskraft der Betrachtenden an. Währenddessen ziehen sich andere in eine exklusive, malerische Welt zurück, in der die Formen frei zu schweben scheinen, oder in der es keinen klaren Sinn für Perspektive gibt, sondern nur die unmittelbare Wirkung von Farbe, Oberfläche und Form.

Einige der Gemälde in der Ausstellung scheinen zur ruhevollen Reflexion und Reisen in andere Epochen einzuladen. Andere Gemälde wirken geheimnisvoll, ihre Bedeutung lässt sich nicht direkt erschließen. Die unterschiedliche Art und Weise, wie die Künstlerinnen und Künstler den Bildraum gestalten und handhaben, ist eine Erweiterung ihrer Vorstellungen davon, was ein Gemälde sein oder darstellen sollte und wie es die Präsenz des Anderen vorausahnt.

Innenräume

Matthias Weischer (Deutschland, 1973, arbeitet in Leipzig) schafft bühnenartige Gemälde, die die Betrachtenden einlädt, sich aktiv mit dem Werk auseinanderzusetzen. Um diese Offenheit zu erreichen, fokussiert der Künstler auf die räumliche Ordnung, Maße und Skalierung des Innenraums. Diese Parameter antizipieren den Zugang der Betrachtenden zum bildlichen Raum. Sie definieren, ob die Betrachtenden die Szene verstehen und das symbolische, spirituelle oder ein anderweitiges Potenzial des Werks wahrnehmen. Leichte „Fehler“ in der Perspektive verstärken die Auseinandersetzung der Betrachtenden mit dem Werk.

In den Arbeiten von Lara de Moor (Den Haag, 1969, arbeitet in Rotterdam) scheint es vor allem um das zu gehen, was in der Luft von verlassenen Häusern hängt, um die Atmosphäre, die sich im Laufe der Jahre in den Innenräumen angestaut hat. Einerseits geben Spuren vergangener Zeiten den Ton an, wie ein heller Fleck an der Wand, der vermuten lässt, wo ein Gemälde jahrelang gehangen hat. Andererseits bringt die Malerin Requisiten ein und verändert so die leere Räume, lädt die Stimmung auf, und verstärkt bestimmte Aspekte des Innenraums.

Ambivalente Figuration

In den kleinformatigen Gemälden von Rezi van Lankveld (Niederlande, 1973, arbeitet in Amsterdam) verschmelzen Elemente der Landschaft, Architektur, und des Körpers. Die Formen wirken zwar vertraut, lassen sich aber nicht eindeutig zuordnen; die Figuration ist ambivalent und als solche gemeint. Bewegung ist der Schlüssel in der Auffassung der Künstlerin von einem Gemälde: ein figuratives Motiv sollte flexibel sein und bereit sein, seine Form zu ändern. Es liegt an den Betrachtenden, zu entscheiden, welchen Linien und Formen in dem Gemälde sie folgen, und ob sie das Werk als Landschaft, als Körper, oder – abstrakter – als ein Geisteszustand wahrnehmen.

Die Motive in der Arbeit von Kiki Kolympari (Deutschland, 1974, arbeitet in Athen) verhalten sich wie Worte, die auf der Zunge liegen – fast aber nicht ganz greifbar. Diese Ambivalenz ist Teil der Intention der Künstlerin. Sie bietet uns eine Reihe von Empfindungen, die durch das Spiel von Farben und Formen hervorgerufen werden. Das Werk hat eine haptische Qualität, ein unmittelbares Gefühl der Berührung, welches nah an der Oberfläche erlebt werden kann. Ein paar Schritte weiter zurück liegt der Fokus auf der Inszenierung des Ganzen, dem Spiel zwischen Vorder- und Hintergrund, das kompositorischem Equilibrium, dem Gefühl des Schwebens oder der Schwerkraft und manchmal eine Szene, die sich als Interieur, als menschliche Figur oder als Objekt zeigt.

Lyrical abstraction

Was passiert, wenn wir auf ein Gemälde blicken und nicht direkt benennen können, was darauf abgebildet ist? Statt das Dargestellte zu benennen können wir andere Aspekte des Bildes betrachten: die Textur, Details, wie eine Kurve sich biegt, wie sich zwei Farben verbinden oder kontrastieren, und die allgemeine Atmosphäre.

Die abstrakten Gemälde von David Benforado (Griechenland, 1977, arbeitet in Athen) balancieren oft zwischen der Andeutung der Umrisse einer Landschaft und der einfachen Darstellung von Farbe, Gestik und Textur. Vielleicht gibt es einen Hinweis auf die räumliche Orientierung, wie beispielsweise Lichter, die sich gegen einen dunklen Himmel abheben. Oder der Bezug zur Natur wird durch eine bestimmte Farbe hergestellt, die der Künstler wählt um einen bestimmten Raum hervorzurufen. Einige der Werke wirken sanft und einladend, während andere die Betrachtenden mit einer härteren Ästhetik konfrontieren.

Für Erwin Bohatsch (Österreich, 1951, arbeitet in Wien) bezieht sich "Raum" in erster Linie auf den Bildraum eines Gemäldes und nicht auf einen Ort in der Außenwelt oder auf eine Figur oder eine Geschichte. Bohatsch hat im Laufe der Jahrzehnte ein einzigartiges Vokabular der lyrischen Abstraktion entwickelt. Seine Palette ruft eine melancholische Weltsicht hervor, in der ein Gefühl des Verlustes mit einer Empfänglichkeit für die visuelle Schönheit der Formen aufeinandertreffen. Abgegrenzte Bereiche der Leinwand wechseln sich mit leeren Flächen ab, die Raum für die Fantasie der Betrachtenden lassen.

Die Werke von Caitlin Lonegan (USA, 1982, arbeitet in Los Angeles) entstehen in einem langwierigen Prozess, in dem die Künstlerin gleichzeitig an verschiedenen Gemälden arbeitet. In ihrer Arbeit geht es um die Nuancen des Sehens, und sie entwickelt sich aus dem Überdenken der verschiedenen Gesten in der Geschichte der Malerei wie während des Impressionismus und des abstrakten Expressionismus. Durch verschiedene Farbschichten schafft sie eine Atmosphäre, die sich zwischen Subjektivem und Objektivem bewegt. Die Künstlerin sieht ihr Werk in einem aktiven Dialog mit der Tradition der Malerei. Sie stellt fest: "Ich will nicht das machen, was Monet 1890 gemacht hat. Ich möchte das tun, was ein Monet jetzt mit mir macht."



Vernissage am Sonntag, 03. September 2023 um 11:30 Uhr. Die Ausstellung wird von Jurriaan Benschop kuratiert, der als Autor und Kurator in Berlin und Athen arbeitet. Sein Buch Why Paintings Work (2023) beinhaltet Kapitel über sämtliche der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler.

Die Ausstellung kann vom 03. September 2023 – 15. Oktober 2023 immer donnerstags und freitags von 15.00 bis 19.00 Uhr, samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr in der Galerie Münsterland besucht werden.