Emsdettener Kunstverein e.V.

Künstlerplakate des 20. Jahrhunderts

PLAKATOMANIA

06. Mai 2018 - 03. Juni 2018

Der Emsdettener Kunstverein zeigt vom 06. Mai 2018 - 03. Juni 2018 seine neue Ausstellung „PLAKATOMANIA“ mit Künstlerplakaten der Klassischen Moderne.

Ihre große Blüte feierte die Plakatkunst bereits zur Jahrhundertwende in Paris. Henri Toulouse Lautrec entwarf damals die ersten Plakate für Bälle und Theater. Auch mit dem Namen Jules Chéret sind die Anfänge des modernen Bildplakats Ende des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts eng verbunden. Jules Chéret (1832-1932) Sohn eines Druckers, Lithograph und begabter Handwerker, nutzte die Technik der Lithographie zur Vervielfältigung von künstlerisch gestalteten Ausstellungsplakaten und machte die Technik den befreundeten zeitgenössischen Künstlern Edouard Manet, Henri de Toulouse- Lautrec, Pierre Bonnard u.v.a. zugänglich. Die Lithographie ist das älteste Flachdruckverfahren. Der Steindruck (griech. Lithos: der Stein / grafein: zeichnen) geht zurück auf eine Erfindung von Alois Senefelder aus dem Jahr 1798. Er war im 19. Jahrhundert das einzige Druckverfahren, das größere Auflagen farbiger Drucksachen ermöglichte.

Nach dem 2. Weltkrieg erlebte das Künstlerplakat in Frankreich einen zweiten Höhepunkt. Wiederum ist eine Druckerei involviert, nämlich jene der Gebrüder Mourlot in Paris in der Rue Chabrol, welche sich zum Zentrum der Plakatkunst entwickeln sollte.

Plakatkunst – Kunst der Straße? Das vom Künstler gestaltete Plakat als Teil der Alltagskultur erfuhr hier eine regelrechte Hype. Der Reiz der gestalterischen Verbindung von Text und Bild ließ der Experimentierfreude der Künstler keine Grenzen – konsequent wurden Text, Bild, Farbe und Format dem jeweiligen „Werbezweck“ angepasst.

Als „moderne Grafiker“ machten sie die Kunst der Lithographie selbst zu einem Thema der Kunst. Künstler wie Pablo Picasso (1881-1973) lieferten bewußt Originalgrafik als Plakate für ihre eigenen Ausstellungen. Bedeutende Galerien gaben als Editeure Plakate bei den Künstlern in Auftrag. So war dem Auge des Passanten sofort signalisiert, was ihn an Qualität in den Vitrinen und an den Wänden der Kunsthändler erwarten würde. Aimé Maeght, Heinz Berggruen, Michel Leiris, Lucie Weill sind nur einige der berühmten Namen. Auch Museen folgten dem Trend und publizierten Künstlerplakate von Rang. Durch die Einführung des – ökonomisch interessanteren – industriellen Offsetdrucks zu Ende der 60er Jahre wurde die Phase der lithographischen Plakate jäh beendet. Erst nach und nach wurde der Kunstwelt deren Originalität, Schönheit und Wert bewusst. Sammler begannen den Kunstmarkt nach den letzten Schätzen abzusuchen. Aber der größte Teil der Plakate war bereits verschwunden, überklebt, von der Witterung zerstört. Wichtige Plakate von Picasso, Chagall, Miro oder Braque sind heute kaum mehr zu finden. Nicht zu reden von den frühen Künstlerplakaten von Chéret, Manet, Toulouse-Lautrec und Bonnard.

Doch Künstler schufen und schaffen weiterhin Plakate. In den USA springen vor allem Andy Warhol, Jasper Johns und Keith Haring, in Europa Max Bill, Friedensreich Hundertwasser, Horst Jansen und HAP Grieshaber mit ihren Plakaten ins Auge. Das Künstlerplakat überbrückt auf seine Art jene Kluft, welche zwischen dem zweckfreien Kunstwerk und der Gebrauchsgraphik besteht. Die Vertreter der Amerikanischen „Klassischen Moderne“, POP-Art, etc. entscheiden sich in den späten 70iger Jahren konsequent – „...als künstlerische Strategie...“ – gegen die Lithographie und für den Siebdruck bzw. die Offset- Lithografie. Beides moderne, immer noch künstlerische Verfahren mit großem Aufwand verbunden und nicht zu verwechseln mit den Offset-Reproduktionen gescannter Motive, die in vier technische Grundfarben (CMYK) zerlegt, beliebig reproduziert werden. Aus handwerklicher Sicht stellt das lithographische Plakat höchste Ansprüche und darf in Bezug auf Originalität und Erscheinungsbild als einzigartig gelten. Die Plakatkunst wurde zur „Kunst der Straße“. Die Ausstellung im Emsdettener Kunstverein zeigt einen beachtlichen Ausschnitt dieser Schaffensperiode.

Vernissage am Sonntag, dem 6. Mai 2018 um 11.30 Uhr. Es spricht Herr Dr. Michael Jäger (Köln).

Die Ausstellung kann in der Zeit vom 06. Mai 2018 - 03. Juni 2018 immer donnerstags und freitags von 16.00 bis 20.00 Uhr, samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr in der Galerie Münsterland besichtigt werden.