Emsdettener Kunstverein e.V.

Klaus Zylla

Urjäger, südlich des Eises

11. September – 09. Oktober 2016

Der Emsdettener Kunstverein zeigt vom 11. September – 09. Oktober 2016 die Ausstellung „Klaus Zylla – Urjäger, südlich des Eises“ mit Arbeiten des Künstlers Klaus Zylla.

In einem Text über Klaus Zylla hat der Kunstkritiker Michael Stoeber den Künstler einmal einen „Großmeister der Groteske“ genannt. Der ist er heute und der war er auch schon in all den Jahren, die der 1953 in Cottbus geborene Zylla in der DDR gelebt und gearbeitet hat. Die Tradition einer fantastischen und grotesken Kunst, in der der Künstler steht, reicht zurück bis zu entsprechenden antiken Wandmalereien, erreicht Höhepunkte mit Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ und Goyas „Caprichos“ und geht von da über die Karikaturen Daumiers und die Wachträume der Symbolisten hin zu den hermetischen Bilderzählungen der Dadaisten und Surrealisten.

Die Groteske ist eine widerständige Kunst. Sie zeichnet eine Welt, die aus den Fugen ist, und wird von den Mächtigen, denen am Guten, Wahren und Schönen der Kunst gelegen ist, nicht gern gesehen. Wobei ihr Ruf nach der platonischen Kalokagathia oft genug nur ein Vorwand ist, um sich die Kunst als Hure der herrschenden Verhältnisse dienstbar zu machen. Zylla kann ein Lied davon singen, hat er den Versuch solcher Vereinnahmung in der DDR doch am eigenen Leib erfahren. Nicht von ungefähr hat er zwei Mal aus eigenen Stücken das Kunst-studium aufgegeben, weil er den Anpassungsdruck der Hochschule nicht ertragen wollte.

Die Groteske ist zudem eine sehr intelligente Strategie. Sie entzieht sich nicht nur dem Zwang zur Affirmation, sondern auch jeder eindeutigen Festlegung. Weil sich die Bildfindungen Zyl-las im Reich des Fantastischen und Fiktionalen bewegen, eignet ihnen eine große interpretato-rische Offenheit. Sie lassen sich in vielerlei Richtungen auslegen. Aber allein darin steckt natürlich bereits Kritik, solange ich in einem Staat lebe, der mir vorschreiben will, was und wie ich zu denken habe. Zyllas Bilder dagegen sind ein Plädoyer für selbstständiges Sehen und Denken.

Mit dieser eigensinnigen Haltung, und weil der Maler Zylla zudem ein exzellenter Zeichner, Drucker und Grafiker war (und ist), wurde er zum Lieblingskünstler vieler Schriftsteller und Dichter, wenn es darum ging, ihre Bücher zu illustrieren. Er wurde zum künstlerischen Part-ner so hervorragender Autoren wie Thomas Brasch und Heiner Müller. Aber Zylla, ein eben-so unermüdlicher Kunstarbeiter wie unersättlich in seiner Leselust, ließ sich nicht nur beauf-tragen, sondern beauftragte sich auch selbst, um Bilder für die Bücher seiner Lieblingsautoren zu schaffen, unter ihnen François Villon, Samuel Beckett und Thomas Bernhard.

Der Hauptakzent der Ausstellung im Kunstverein in Emsdetten liegt auf dem malerischen Werk des Künstlers. Die Bilder zeigen, dass Zylla als Maler nicht weniger einfallsreich und kompetent ist denn als Siebdrucker, Radierer, Lithograf und Buchillustrator. Auch auf seinen Leinwänden entfaltet er ein fantasmagorisches Reich, das seinesgleichen sucht. Auch hier ein groteskes Personal, surreale Situationen, fantastische Räume sowie die gelungene Verbindung von expressionistischen und informellen Malweisen. Sie erlauben es dem Betrachter, in die Bilder einzutauchen und in ihnen auf Reisen zu gehen und dabei immer neue Entdeckungen zu machen, die ihn nicht nur in unbestimmte Fernen führen, sondern am Ende auch zu sich selbst.

Vernissage am Sonntag, 11. September 2016 um 11.30 Uhr in Anwesenheit der Künstler. Der Kunstkritiker Herr Micheal Stoeber wird einführende Worte zur Ausstellung sprechen.

Die Ausstellung kann in der Zeit vom 11. September – 09. Oktober 2016 immer donnerstags und freitags von 16.00 bis 20.00 Uhr, samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr in der Galerie Münsterland besichtigt werden.